So geht sächsisch nicht

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Aktuelle Debat­te “So geht säch­sisch nicht” 10.11.2016

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Sehr geehrter Herr Präsi­dent, liebe Kol­legin­nen und Kol­le­gen,

Es ist schon ein wenig bizarr wie Sie sich hier von der AfD hier hin­stellen, um dem Hohen Haus zu erk­lären, wie säch­sisch nicht geht. Und ich habe geah­nt, dass es in ein­er Patri­o­tismus-Debat­te enden wird, gefol­gt von der CDU. Ich will mal sagen Patri­o­tismus ist laut Def­i­n­i­tion: Nation­al­ge­fühl, Nation­al­stolz und weit­er heißt es über­steigert: Nation­al­is­mus und ich finde, dass ist ein ganz klein­er gefährlich­er Schritt. Und aus­gerech­net Sie brin­gen dieses The­ma auf´s Tapet, aus­gerech­net Sie, die sich doch son­st so gerne als Partei des „kleinen Mannes“ gerieren, darüber aber vergessen zu sagen, dass Sie unter anderem, wenn es nach Ihnen gin­ge, die Arbeit­slosen­ver­sicherung pri­vatisieren, die Erb­schaftss­teuer abschaf­fen, den Spitzen­s­teuer­satz senken und die Hartz-IV-Bezüge kürzen wollen. Im Gegen­teil: Sie fordern Bürg­er­ar­beit unter Min­dest­lohn und nen­nen dieses dann „Jobkiller-Gesetz“. Und ich nenne das die Aufhe­bung, nein, die Zer­schla­gung des Sol­i­darstaat­sprinzips.

Ihre Traum­fam­i­lie beste­ht aus Vater, Mut­ter und drei Kindern, um die Schrump­fung des deutschen Volkes, wie Frau Petry sagt, zu ver­hin­dern, am Besten, wie auf einem Foto Ihrer Pos­tille vom let­zten Monat zu sehen, in der Ästhetik der deutschen blonden Frau im Dirndl vor dem Hin­ter­grund ein­er unberührten Natur und da kann ich Ihnen nur sagen, dass sie vergessen, mit Ihrer Alter­na­tive wird es diese Natur nicht mehr lange geben. Denn Ihrem Forscher­drang entspringt die Weisheit: Je mehr CO2 in der Atmo­sphäre, desto bess­er das Pflanzenwach­s­tum.

Mit anderen Worten bräucht­en wir nach Ihrer Auf­fas­sung keine Energiewende, wir ver­bren­nen weit­er Kohle, nun auch Dank der CDU, für eine üppigere Flo­ra und lassen diese gle­ich noch in besseren Far­ben erstrahlen. Denn mit Ihnen gäbe es auch keinen Atom-Ausstieg.

Mit Ihnen gäbe es laut Frau Storch und Frau Petry an unseren Gren­zen dieses Lan­des und somit auch in Sach­sen den Schießbe­fehl. Ihr AfD-Vize Alexan­der Gauland fordert „Wir müssen die Gren­zen dicht machen und dann die grausamen Bilder aushal­ten”, man „könne sich nicht von Kinder­au­gen erpressen lassen.“

Zu all dem darf es in diesem Land nicht kom­men. Denn so geht säch­sisch garantiert nicht.

Das Außen­bild Sach­sens lei­det durch frem­den­feindliche Über­griffe, bren­nende Asyl­be­wer­ber­heime, durch Pegi­da in Dres­den, das desas­tröse Vorge­hen im Fall von al-Bakr und die öffentliche Selb­st­darstel­lung und Über­höhung der Säch­sis­chen Regierung.

Wir haben Prob­leme mit Kinder­ar­mut, Langzeitar­beit­slosigkeit, mit prekär­er Arbeit und prekären Lebenssi­t­u­a­tio­nen. Auch bei uns spreizt sich die Schere zwis­chen arm und reich weit­er und das ist ein Haupt­grund für die zunehmende Unzufrieden­heit. Polizei- und Lehrerman­gel, die unbe­friedi­gende Gesund­heitsver­sorgung auf dem Land alles Ergeb­nis 25jähriger CDU-Herrschaft in diesem Lande. Aber all dies wird immer wieder gedeck­elt mit dem Gerede von „Wir sind das Bun­des­land Num­mer 1“, „Wir haben die ger­ing­ste Ver­schul­dung“, „Wir soll­ten stolz auf das sein, was wir seit der Wende erre­icht haben!“ Ja wir haben viel seit der Wende erre­icht, auch immer durch den Fin­ger in der Wunde durch die Oppo­si­tion. Das kann ich Ihnen sagen, meine Damen und Her­ren von der CDU. Aber das Rad der Geschichte dreht sich weit­er und viel schneller und die der Men­schheit­sen­twick­lung. Wollen wir das Erre­ichte nur kon­servieren, ver­wal­ten, fes­thal­ten an dem Alten, ohne eine Idee von Mor­gen und Über­mor­gen?

Hier geht es nicht um „Sach­sen-Bash­ing“, son­dern hier geht es um die Prob­leme der Zeit, diese offen zu benen­nen und in einem demokratis­chen Prozess zu disku­tieren und zu lösen.

Jet­zt geben Sie doch mal zu, dass Sie in den let­zten Jahren nicht alles richtig gemacht haben. Und jet­zt Patri­o­tismus zu fordern von den Säch­sis­chen Bürg­erin­nen und Bürg­ern, das wäre nicht nur das Wegsper­ren der Prob­leme und nicht nur eine Ver­schleierung der Real­ität, es wäre auch ein­fach nur gefährlich zu dieser heuti­gen Zeit. Wis­sen Sie, es fehlt Ihnen ein­fach die Vision für das große Ganze, für ein gerecht­es, friedlich­es, gemein­schaftlich- demokratis­ches Zusam­men­leben. Wis­sen Sie, was ich mir wün­schen würde, Sie wür­den öfter mal das Grundge­setz in die Hand nehmen, das tun Sie ja vielle­icht, aber es dann auch lesen und danach han­deln. Denn da ste­hen sie alle drin, die Sätze:

- Die Würde des Men­schen ist unan­tast­bar.

- Alle Men­schen sind vor dem Gesetz gle­ich.

- Män­ner und Frauen sind gle­ich­berechtigt.

- Die Frei­heit des Glaubens, des Gewis­sens unver­let­zlich.

- Eigen­tum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugle­ich dem Wohle der All­ge­mein­heit dienen.

Wis­sen Sie, ich wün­schte mir eine Regierung, die sich im Bun­desrat für eine Erhöhung der Regel­sätze, für eine Kinder­grund­sicherung stark macht, die sich für die Verteilung von oben nach unten und nicht umgekehrt im Wahn neolib­eraler Glaubenssätze ein­set­zt, für die nicht nur die Wirtschaft im Mit­telpunkt ste­ht, son­dern der Men­sch, der soziale Gerechtigkeit nicht nur Lip­pen­beken­nt­nis ist. Die dafür sorgt, dass Bil­dung, Gesund­heit und Kul­tur allen Men­schen zugänglich sind.

Eine Regierung, die han­delt, statt Sym­bol­poli­tik zu betreiben, denn so gin­ge säch­sisch und dazu sind wir bere­it.

Vie­len Dank.