Gerd Eiltzer Leipzig

Sachsenburg-Kommandantenvilla wird abgerissen – Gutachten veröffentlichen und Folgen für die Gedenkstätte klären!

Der Betrieb­sauss­chuss des Eigen­be­triebes Immo­bilien der Stadt Franken­berg hat gestern ein­stim­mig die Bauleis­tun­gen für den Abriss der Kom­man­dan­tenvil­la des früheren KZ Sach­sen­burg vergeben. Es seien Fotos „herumgere­icht“ und ein Gutacht­en zitiert wor­den, welche die Auss­chuss­mit­glieder davon überzeugt hät­ten, das Gebäude müsse bis auf die Boden­plat­te abge­tra­gen wer­den, berichtet die „Freie Presse“.

Seit Jahren rin­gen viele Engagierte vor Ort und auch wir darum, dass das frühere Konzen­tra­tionslager Sach­sen­burg zur Gedenkstätte wird. Dafür ste­hen auch Bun­desmit­tel in Aus­sicht. Es ist weit­er unklar, welche Fol­gen der Abriss der Kom­man­dan­tenvil­la für das Gedenkstät­tenkonzept und dessen Förderung haben wird. Unklar ist außer­dem, was nach dem Abriss neu entste­hen soll. Franken­bergs Bürg­er­meis­ter Thomas Fir­menich will die Vil­la offen­sichtlich trotz­dem schnell loswer­den, möglicher­weise auch um den Preis, dass die Gedenkstätte ins­ge­samt in Gefahr gerät – oder ger­ade deswe­gen? Wir sind skep­tisch, ob seine Aus­sagen glaub­würdig sind. Min­destens muss nun das zitierte Gutacht­en inklu­sive aller Fotos unverzüglich veröf­fentlicht wer­den!

Für sein Vorge­hen hat der Bürg­er­meis­ter jet­zt die Zus­tim­mung von CDU und AfD erhal­ten – weit­ere Frak­tio­nen kon­nten nach unser­er Ken­nt­nis bei der gestri­gen Auss­chuss­sitzung aus Ter­min­grün­den nicht anwe­send sein. Das ist alarmierend, denn ein Scheit­ern der Bun­des­förderung und damit der Gedenkstätte wäre ein gravieren­der Rückschlag für die Erin­nerungskul­tur. Die Staat­sregierung muss sich schnell­stens äußern und aufk­lären, was der Abriss der Kom­man­dan­tenvil­la für die Gedenkstät­ten-Förderung bedeutet.

Nir­gends war die Dichte der ‚Frühen Konzen­tra­tionslager‘ mit 103 Lagern in 80 Städten höher als in Sach­sen. Für dieses dun­kle Ver­mächt­nis säch­sis­ch­er Geschichte gibt es keinen zen­tralen Erin­nerungs- und Bil­dung­sort. Dabei kommt dem KZ Sach­sen­burg als einem der ersten Lager eine beson­dere Rolle zu. Es bildete die Grund­lage für die späteren Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslager. Hier wur­den SS-Wach­mannschaften aus­ge­bildet, welche ihr erlerntes Folter­wis­sen u.a. nach Buchen­wald und Sach­sen­hausen exportierten.

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